P7

P7 - Beschäftigungsdynamik und heterogene Arbeitsverhältnisse:

Projektbearbeiter:
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz, ZEW Mannheim
PD Dr. Bernhard Boockmann, ZEW Mannheim
Dipl.-Volksw. Susanne Steffes, ZEW Mannheim

Das Projekt soll bei der Erklärung helfen, warum Arbeitnehmer innerhalb desselben Betriebes unterschiedliche Beschäftigungsdauern realisieren. Neben herkömmlichen, vor allem aus Such- und Matching-Modellen sowie aus der Humankapitaltheorie abgeleiteten Ansätzen wird dabei auch der empirische Stellenwert der neueren Theorien der Arbeitssegmentierung ins Blickfeld gerückt. Dabei soll bestimmt werden, in welchem Maße kurzfristige und langfristige Beschäftigungsverhältnisse auf betrieblicher Ebene miteinander koexistieren und ob sich dieses Nebeneinander auf bestimmte Segmente des Arbeitsmarkts konzentriert. Nicht zuletzt soll das Projekt helfen, die Rolle von Institutionen bei der Teilung der Arbeitswelt in geschützte und instabile Bereiche zu ermitteln.

In der ersten Projektphase wurden auf der Basis eines Linked-Employer-Employee-Datensatzes die betrieblichen und individuellen Determinanten des Abgangs aus Beschäftigungsverhältnissen untersucht. Bei den Abgängen wurde auch zwischen verschiedenen Zielzuständen (anderer Arbeitgeber, Arbeitslosigkeit und Nichterwerbstätigkeit) unterschieden. Die Ergebnisse weisen unter anderem auf einen deutlichen Einfluss bestimmter institutioneller Merkmale für bestimmte Personengruppen hin. Beispielsweise erhöht ein Betriebsrat die Beschäftigungsdauer nur von Arbeitern, nicht jedoch von Angestellten. Auf der Grundlage von Quantilsregressionen zeigt sich ferner, dass sich einige Einflüsse über die Laufzeit des Beschäftigungsverhältnisses abschwächen, andere verstärken.

In der laufenden Projektphase sollen folgende Fragen bearbeitet werden: Zunächst soll die Wirkung von betrieblichen Anpassungsprozessen auf die Betriebszugehörigkeit in Aufschwung- oder Abschwungphasen analysiert werden. Hier setzt es sich das Projekt zum Ziel, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt bestehende Flexibilität dahingehend zu charakterisieren, inwieweit sie auf bestimmte Teile der Arbeitnehmerschaft beschränkt ist, während ein anderer Teil von allen Anpassungen ausgenommen bleibt. Zweitens soll der empirische Stellenwert der Matching-, Such- und Humankapitaltheorie genauer geprüft werden. Drittens soll thematisiert werden, inwieweit eine Spaltung des Arbeitsmarkts in kurz- und langfristige Beschäftigungsverhältnisse durch die Regulierung des Arbeitsmarkts durch das deutsche Arbeits- und Sozialrecht oder durch personalpolitische Instrumente begünstigt wird, wobei vor allem die Rolle der befristeten Beschäftigung und des Kündigungsschutzes betrachtet wird. Viertens soll der Einfluss der Arbeitgeber sowie gesetzlicher Vorgaben auf die Dauer von Elternzeit und auf die Rückkehrwahrscheinlichkeit in denselben Betrieb untersucht werden.

Das Projekt steht in mehrerer Hinsicht im Kernbereich des Schwerpunktprogramms. Zum einen rückt es mit der Frage der Beschäftigungsdauer eine wichtige Dimension der Heterogenität der Beschäftigungsverhältnisse in den Vordergrund. Zum anderen ist es mit dem Thema der Arbeitsmarktflexibilität verbunden: Wo die Stabilität der Beschäftigung im Betrieb am höchsten ist, ist vermutlich die numerische Anpassungsfähigkeit der Betriebe am geringsten. Außerdem thematisiert es die rechtliche Gestaltung von Beschäftigungsverhältnissen, indem es den Einfluss von befristeten Arbeitsverhältnissen und anderen rechtlichen Gegebenheiten auf die Beschäftigungsdauer im Betrieb betrachtet.