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23.02.2021

NostaClimate beim 8. Forum Klimaökonomie – Informierte Politik und Information als Politik

Welche Rolle spielen Informationen für die Politik zur Ergreifung klimaschützender Maßnahmen? Wie kann die Information selbst politisch wirksam werden, wenn sie die Bürger/innen erreicht und Anreize für deren klimafreundliches Handeln schafft? Wie sich diese Fragen auf deutscher und europäischer Ebene beantworten lassen, zeigten am 23. Februar Vertreter/innen aus Wissenschaft, Industrie, Politik und Zivilgesellschaft im Rahmen des 8. Forums Klimaökonomie. Das Forum fand virtuell statt, was rund 250 Personen das Zuschauen und die Teilnahme an Diskussionen im Chat ermöglichte.

Als Teil der Veranstaltungsreihe des vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) koordinierten Dialogs zur Klimaökonomie, der aktuelle Themen der Klima- und Energiepolitik aufgreift und zum Gegenstand der Diskussion zwischen Wissenschaft und Praxis macht, wurde das 8. Forum Klimaökonomie von fünf Projekten des BMBF-Förderschwerpunkts „Ökonomie des Klimawandels“ und federführend vom ZEW Mannheim organisiert. Unter dem Motto „Transparente Klimabilanzen – Information für klimafreundliches Handeln“ diskutierten Prof. Andreas Löschel, Direktor des Zentrums für angewandte Wirtschaftsforschung an der Universität Münster; Delara Burkhardt, Europaabgeordnete der SPD für Schleswig-Holstein; Joachim Lutz, Dekan der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim; sowie Udo Sieverding, Mitglied der Geschäftsführung der Verbraucherzentrale NRW. Die Moderation übernahm die Journalistin Conny Czymoch, die von Prof. Martin Kesternich in der Rolle des Co-Moderators unterstützt wurde. Als Konsortialpartner in dem BMBF-Projekt NostaClimate setzen sich Prof. Andreas Löschel und Prof. Martin Kesternich unter anderem mit der Rolle von Informationen für die freiwillige Reduktion von CO2-Emissionen durch nichtstaatliche Akteure auseinander. Informationen über den Einfluss des eigenen Handelns oder über das Dritter können eigene Klimaschutzaktivitäten beeinflussen, aber auch zu einer Erhöhung der Akzeptanz von Klimapolitik beitragen.

Was nicht gemessen werden kann, kann nicht verbessert werden

Prof. Gernot Klepper, der als Vertreter des IfW in den Dialog einführte, betonte, dass Forschung nicht nur in akademischen Zirkeln stattfinden dürfe, sondern auch die Politik und die Zivilgesellschaft erreichen müsse. ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach führte diesen Gedanken in seiner Begrüßung fort und verknüpfte ihn mit der Wichtigkeit der Informationen, denen im Kampf gegen den Klimawandel große Bedeutung zukomme: „Wenn alle wüssten, wie hoch der CO2-Gehalt ist, der in die Herstellung eines bestimmten Produktes eingegangen ist, könnten wir ganz andere Entscheidungen als Konsumenten treffen, die EU hätte es viel leichter, ein Grenzausgleichsystem zu kreieren – da fehlt bisher die Information.“ Auch Prof. Wolf-Dieter Lukas, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung ordnete dieses Zusammenspiel in seinem Grußwort explizit ein und hob hervor, dass Daten aus Wissenschaft und Wirtschaft die Grundlage für Handlungen der Politik bilden, wie zuletzt bei der Einführung des nationalen Emissionshandelssystems.

Ein Impulsvortrag Andreas Löschels legte anschließend nahe, wie vor dem Hintergrund der Aussage „If you can’t measure it, you can’t improve it“ Markt und Wettbewerb als Entdeckungsverfahren für Möglichkeiten, CO2-Emissionen in verschiedenen Sektoren zu reduzieren, dienen können. Informationen über zukunftsfähige Technologien seien zwar unbestritten wichtig, aus ökonomischer Sicht könne aber auch die Fokussierung auf Emissionshandel und CO2-Bepreisung hilfreich sein, weil derart marktbasierte Instrumente auch ohne Informationen der Haushalte oder der Unternehmen eine Minderung der Klimaemissionen ermöglichen. Die Bereitstellung der Daten müsse vor allem einheitlichen Richtlinien folgen, nur so könne der CO2-Rucksack eines Produktes, also die Summe der CO2-Emissionen aus den unterschiedlichen Schritten der Lieferkette, korrekt ermittelt und die Kaufentscheidung der Konsumierenden positiv beeinflusst werden.

Ergebnisse der Roundtables als thematische Leitplanken

Dem Forum waren zwei virtuelle Roundtables mit Vertretenden der verschiedenen Bereiche vorausgegangen, die von Kathrine von Graevenitz, PhD, und Prof. Martin Kesternich geleitet und moderiert wurden. Die in den Roundtables erarbeiteten Impulse fanden schließlich als Kurzstatements, die von den beiden Nachwuchswissenschaftlerinnen Elisa Rottner und Carina Fugger (NostaClimate) formuliert wurden, Eingang in die Paneldiskussion des Forums Klimaökonomie. So leitete der Rückbezug auf den ersten Roundtable den Austausch in Richtung der Frage, welche Bedeutung die Klimapolitik für deutsche und europäische Unternehmen, ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre CO2-Emissionen hat. Der zweite Roundtable, an dem auch die NostaClimate Projektmitglieder Prof. Dr. Andreas Ziegler und Elke Groh beteiligt waren,  befasste sich damit, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die gesellschaftliche Akzeptanz von klimapolitischen Maßnahmen hat. Über das zentrale Ergebnis des Roundtables hinaus, der das Bewusstsein für klimapolitische Fragen kurzfristig nicht verringert sah, betonte Udo Sieverding, dass viele Menschen die Zeit und Gelegenheit hatten, sich über private Investitionen in klimafreundliche Alternativen, zum Beispiel in ihren Wohnhäusern, zu informieren. Delara Burkhardt fügte an, dass die Pandemie die Notwendigkeit, den ökologischen Wandel sozial gerecht zu gestalten herausgestrichen habe. 

Die Schlussworte der Teilnehmenden ließen Einigkeit mit Blick auf den Weg zur Klimaneutralität erkennen: Der Kampf gegen den Klimawandel brauche vor allem eine wissenschaftliche Datenbasis, die politisch ermöglicht und gerahmt werden muss, um ihre Wirkung zu entfalten. Die politische Rahmung müsse die Vollständigkeit und Verlässlichkeit der Daten sichern und die Informationen den Bürger/-innen und Unternehmen außerdem zielgerichtet zur Verfügung stellen.

Weitere Informationen zum Dialog Klimaökonomie sowie ein aktuelles Hintergrundpapier finden Sie hier: https://www.klimadialog.de/de/